Man nennt mich „die Gringa“

So, lange genug habt ihr nun auf den nächsten Bericht warten müssen. Ein großes SORRY hierfür.

Also, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei den Amis. Die 4 Tage „Stop-over“ in Los Angeles habe ich recht gediegen verbracht. Mein Hostel lag ganz zentral am Hollywood-Boulevard und ich konnte zu Fuss einige der Sehenswürdigkeiten erreichen.

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mein Hostel mit dem Hollywood-Sign im Hintergrund

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in den Straßen von L.A.

Das wohl bekannteste ist der „Walk of Fame“, eine Straße die (ganz schön lange!) auf beiden Seiten mit Sternen für Berühmtheiten gepflastert ist. Es gibt wirklich viele Stars musste ich feststellen, den größten Teil habe ich nicht mal gekannt (wobei das nichts zu bedeuten hat: an mir könnten 10 Berühmtheiten vorbei laufen und ich würde vielleicht einen davon erkennen).

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Auch mein Schatz hat einen eigenen Stern auf dem Walk of Fame

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Walk of Fame

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Stern von Michael Jackson

Auch die Hand- und Fußabdrücke waren sehr begehrt. Es dreht sich hier wirklich alles um Stars, Musik, Film und was sonst so berühmt machen könnte.

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auch Europäer haben es nach Hollywood geschafft

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Einen Tag lang habe ich mit dem deutschen Michael, der seit 15 Jahren in den Staaten lebt, eine City-Tour gemacht. Er hat mich und noch eine Hand voll Mädels aus Australien, Kanada und England mit dem Hostel-Van zu vielen bekannten Plätzen gebracht: Beverly Hills, Bel Air, Venice Beach, Santa Monica, Rodeo Drive, etc. Ich weis nun, wo Michael Jackson zur Schule ging und wo er gestorben ist, wo Elvis Presley nächtelang feiern war, wo Steven Spielberg ins Essen geht, in welcher Kirche „Sister Act“ gedreht wurde, wo Will Smith wohnt und vieles, vieles mehr. War mal ganz interessant zu sehen, wie die Stars so leben, doch es ist auch keine Bildungslücke, wenn man es nicht weiß. Die anderen Mädels waren dagegen hin und weg und haben von jedem Hoftor ein Foto geschossen.

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Venice Beach

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Santa Monica: Start der Route 66

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Santa Monica

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Coca-Cola-Truck

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Die Stadt von oben

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Schulbus

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Hollywood-Sign

Die restliche Zeit in L.A. bin ich gemütlich durch die Straßen geschlendert und habe einfach nur das Geschehen auf mich wirken lassen. Die Amis sind verrückt, daran besteht kein Zweifel. Alleine was die verkaufen: verrückteste Schuhe, Perücken und Kostüme gab es überall. Trends scheint es hier nicht zu geben, jeder läuft rum, wie er mag und das ergibt eine sehr farbenfrohe und ausgefallene Mischung. Ob schlicht, elegant, bunt, verrückt oder gammlig – es gibt einfach alles. Aber sie sind sehr freundlich, das muss man ihnen lassen! Ich glaube, sie genießen ihr Leben. Eine ganz kurze aber trotzdem schöne Begegnung war ganz schlicht und einfach ein junger Mann, der mit einem Pappschild in der Hand mit der Aufschrift „Smile!“ durch die Straßen von L.A. marschierte. Ist es nicht schön, wenn jemand seine Freude mit anderen teilen möchte? Was Gesundes zum Essen ist auch nicht leicht zu finden, zumindest nicht in meinem Budget, dafür an jeder Ecke Burger, Hotdogs und Pizza. Und es gibt auch Ärzte – „die grünen Ärzte“ – bei denen man sich einen Pass erkaufen kann (man muss sich nur eine Beschwerde ausdenken) mit dem es einem erlaubt, offiziell und legal Marihuana als Medizin zu konsumieren. Ich sag doch, die Amis sind verrückt!

Tja, und am 10.4.14 ging es dann schon weiter nach Mexiko. Nachdem ich am Flughafen in Los Angeles wie ein Schwerverbrecher durchgecheckt wurde und sich mein Anschlussflug von Dallas nach Cancun verschoben hatte, kam ich letztendlich 6 Stunden später doch noch heil an. Cancun ist ein absolut touristisch. Daher habe ich mir ein kleines Bed and Breakfast in Cancun Downtown genommen und mich von den großen Hotelbunkern am Strand ferngehalten. Stattdessen habe ich mich langsam an das Mexikanische Leben herangeführt und die lokale Küche getestet: ab nun heißt es für mich Tacos, Tortillas, Kaktus, Quesadillas, Chiles, lokale Früchte und vieles mehr zu schlemmen. Lääääccckkkaaaa…

Am 3. Tag machte ich einen Ausflug zu der alten Mayastätte von Chichen Itza: eine sehr beeindruckende alte Stadt der Mayas. Einige Ruinen lassen nur noch erahnen, wie sie mal vor hunderten von Jahren ausgesehen haben mochten, doch eine sehr gut erhaltene Pyramide lies mich sehr ins Staunen verfallen.

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man durfte leider nicht hoch

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Mayastätte von Chichen Itza

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teilweise nicht mehr ganz so gut erhalten

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Totenköpfe

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Schlangenkopf

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Kunterbunte Souveniere

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Die Pyramide von Chichen Itza

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Mexikanische Handarbeit

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Bienvenida en México!

Auf dem Rückweg machten wir einen Stopp an einer „Cenote“, das ist grob beschrieben eine Höhle gefüllt mit Süsswasser. Ca 50 Meter tief lag dieses Naturwunder und das Baden im 16 ° kalten Wasser war eine tolle Erfrischung nach diesem heissen Tag.

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Cenote – sieht auf dem Bild nur halbso spektakulär aus

Abends nahm ich dann direkt den Bus nach Playa del Carmen. Als ich um 22.45 Uhr im Hostel ankam, wollte ich eigentlich nur noch schlafen, da der Tag echt anstrengend war. Doch die Dame an der Rezeption hat mir nahe gelegt, dass in der „Rooftopbar“ nur bis 23 Uhr Happy Hour ist und alle Mädels umsonst Getränke bekommen –  ich könne mir das nicht entgehen lassen. Also gut, ein Getränk wird schon gehen. Letztendlich kam es dann aber doch anders: ich wurde von einer Herde Argentiniern in Beschlag genommen, bekam die ersten Latinorhytmen nahegelegt und meinen Schlaf bekam ich dann um halb 7 am nächsten Morgen. Ich hatte also schon mal einen guten Start in Playa… Diese Nacht war allerdings nicht allzu lange, da mich meine Gastfamilie um 10:30 Uhr schon abholte. Ich wohne seit dem in einer wahninnig lieben Familie mit 2 Kindern, 2 Katzen und einem Hund und habe ein schönes kleines Zimmer mit Bad für mich alleine – Was ein Luxus! Das beste allerdings hier ist das Frühstück: Meine Gastmama macht mir jeden Morgen ein typisch mexikanisches Frühstück, wo ich mich jedes Mal reinlegen könnte, soo lecker ist das! Hier ist nichts mit Toast und Marmelade, neee! Hier gibt es Nachoauflauf, mexikanisches Gemüse- und Käseomlett, lokales Rührei mit Kartoffeln, Zwiebeln und Schinken, Tortilla mit Bohnen und Fleisch, Pfannkuchen und vieles mehr. Und als „Dessert“ jeden Tag einen Berg voll frischem Obst mit Joghurt…. Yammi!

Ab Montag, den 14.4.14 hieß es dann für mich wieder die Schulbank zu drücken: ein bisschen Spanisch muss ich nun lernen. Meine Schule befindet sich in einem Hotel, was ein echt schönes Ambiente hat und das Lernen leicht macht. „Leider“ sind nur wenig Schüler momentan hier, weshalb ich alleine in der Klasse war. Allerdings bedeutete das für mich Einzelunterricht zum Preis von Klassenunterricht – was will ich mehr? Meine Lehrerin Susanna ist eine ganz liebe Rentnerin, die sehr gut und wohl auch gerne englisch spricht, was mir am Anfang ganz gelegen kam, da ich ja noch kein Wort spanisch konnte. Leider hat sich nun im Nachhinein herausgestellt, dass es wohl doch etwas zu viel englisch war, sie liebt es Geschichten zu erzählen und oft ist sie dann so in ihre Erzählungen verfallen, dass sie ganz vergessen hat, mir spanisch beizubringen. Naja, nun lerne ich halt in meiner Freizeit und hoffe, dass ich in den folgenden Ländern gut durchkomme, denn dort ist scheinbar nicht mehr viel mit englisch zu managen.

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meine Schule

Meine anfänglichen Bedenken, dass ich niemanden kennen lerne haben sich dann auch schnell in Luft aufgelöst: mit dem Koreaner Kim, der in der Klasse der Fortgeschrittenen ist und dem Mexikaner Carlos, den wir zufälligerweise auf der Straße kennengelernt haben, habe ich schon eine Menge Spaß gehabt! In der Freizeit reisen wir immer mal wieder ein bisschen in der Umgebung rum und schauen uns Mexiko an. Alleine die Fahrten sind immer wieder spannend: man fährt hier mit den sogenannten Collectivos: das sind Minibusse, die die Leute auf den Straßen einsammeln und unterwegs wo auch immer sie raus wollen, raus schmeißen. Es ist immer ein ganz schönes Gewusel und teilweise wird es richtig eng in diesen Vans, was bei den warmen Temperaturen ganz schön kuschelig wird, aber es macht jedes Mal einen heiden Spaß!

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Strand in Playa del Carmen

Wir besuchten weitere Mayaruinen in Coba, wo man auch auf eine alte Pyramide hochsteigen konnte. Das war steiler und heisser als gedacht (die Sonne wird von den Steinen reflektiert, was sich wie 50°C anfühlt!)

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Mayastätte in Coba

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Beschrifteter Stein

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eine „kleine“ Pyramide

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Die große Pyramide

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Auf geht´s, hoch mit dir!

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Iguana

 

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„Besucht die Krokodile“… ich hab keine gesehen

Eine weitere sehr tolle Stätte befindet sich in Tulum. Dort gibt es zwar keine Pyramiede aber das alte Dorf liegt direkt an der Strandküste und bietet eine wahnsinnig tolle Sicht mit türkisblauem Meer im Hintergrund. Wohlgemerkt zählt dieser Part von Mexiko ja zur Karibik, vielleicht könnt ihr es euch unter diesem Begriff etwas besser vorstellen 😉

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Mayastätte in Tulum

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Unglaubliches Panorama!

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Tulum

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Babyeule auf einer Palme

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Küste von Tulum

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Iguana

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ohne Worte

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Carlos und sein neuer Freund

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Einmalige Aussicht

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Nasenbär

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Wir besuchten verschiedene Strände, haben sogar Wasserschildkröten beim Baden getroffen, waren ein bisschen feiern und verbrachten einen total witzigen 1. Mai auf der Insel „Cozumel“, wo wir spontanerweise einen alten VW Käfer Cabrio mieteten – ich habe mich in dieses Auto verliebt! Das war vielleicht ein Spaß: ich hatte meinen Führerschein nicht dabei, Kim hatte ihn zwar mit sich, ist allerdings noch nie Schaltgetriebe gefahren und Carlos besitzt nicht einmal einen. Da es aber alles nicht so ernst genommen wird in Mexiko sind wir alle mal gefahren und hatten eine mortz Gaudi! In Deutschland würde so ein Auto schon lange nicht mehr zugelassen werden, geschweige denn vermietet: es war überall verdallert, funktonsfähige Gurte gab es keine, die Handbremse ging nicht, Spiegel gab es nur einen auf der Fahrerseite, die Pedale klemmten und ein Mal blieb das Gaspedal sogar auf vollgas hängen, sodass wir mitten auf der Straße den Motor abschalten mussten und „den Kofferraum“ – was ja beim Käfer den Motorraum bedeutet, prüfen mussten und so weiter. Bei einem Schnorchelstopp haben wir uns noch von der wunderschönen Unterwasserwelt beeindrucken lassen und nach einem typisch mexikanischen Abendessen ging es dann mit der Fähre wieder zurück nach Playa del Carmen.

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Jiiihaaa… 😀

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ab geht die Post

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ein Regenbogen der besonderen Art: rund um die Sonne

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let´s go crazy

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Te amo, Vocho!

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Und die Welt gehört mir!

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Kiosk auf karibisch

Auch mein tänzerisches Können habe ich ein bisschen verbessert und habe mit meiner Tanzlehrerin Sophia 4 Einheiten Merrengue, Bachatta, Salsa und Cumbia (kennen-) gelernt und auch ein bisschen in die Tat umgesetzt. Die Latinos haben den Rhythmus einfach im Blut und wissen ihren Körper zu bewegen – manchmal schau ich einfach nur zu und bin begeistert, denn mithalten kann ich da noch lange nicht!

Ja, und nun sind die 3 Wochen in der Schule schon um, doch ich bleibe noch eine Woche, da es mir echt gut gefällt und ich mich pudelwohl fühle. Ich werde noch ein bisschen auf eigene Faust Spanisch lernen. Anfangs war Mexiko gar nicht auf meiner Route, es hat sich durch die Fluglinien zufällig so ergeben, doch nun gefällt es mir so gut und ich bin froh, hier zu sein. Auch meine anfänglichen Zweifel, dass es gefährlich werden könnte, haben sich in Luft aufgelöst (wobei ich auch dazu sagen muss, dass Playa del Carmen einen großen Tourismus und viele Bewohner aus anderen Ländern besitzt, was das ganze als sicherste Gegend in Mexiko werden lässt). In Kim und Carlos habe ich zwei gute Freunde gefunden. Kim ist einfach ein typischer Asiate und in manchen Ansichten auch dementsprechend speziell aber es ist immer lustig mit ihm. Und Carlos ist auf gut deutsch „ein armer Schlucker“: er kommt aus einem „Pueblo“, einem kleinen, ärmlichen Dorf in der Nähe von Mexiko City, hat seine Familie mit 14 verlassen und arbeitet seit dem sehr hart. Er teilt sich nun mit seiner Schwester ein Zimmer in Playa del Carmen, in dem nicht einmal ein Bett oder ein Schrank steht. Sie schlafen zusammen auf einer Matratze, haben keine Küche, keinen Kühlschrank, nur ein kleines Bad, ihre Habseligkeiten passen jeweils in einen Koffer und von Luxus wie Handy oder Fernseher können sie nur träumen. Es ist wirklich traurig zu sehen, dass es so große Unterschiede was Lebensstandard angeht gibt. Aber dennoch nehme ich von dieser Begegnung wahnsinnig viel mit: man darf niemanden nach Aussehen, Erfolg oder Materiellem beurteilen! Und von jemandem, der nichts hat, lernt man die wirklich wichtigen Dinge im Leben wieder mehr zu schätzen: Essen, Freude am Leben und das große Wunder Natur!

So, nun seit ihr wieder auf dem Laufenden – grob zumindest. Ich bin leider sehr viel mit meinem Lernmaterial beschäftigt, daher ist dieser Eintrag nicht ganz so ins Detail beschrieben. Ich hoffe trotzdem, dass ihr ein bisschen mitreisen konntet.

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